Daniela Aparicio 

Daniela Aparicio Ugalde (1993, Mexico City, Mexico) @gorditx_petrolerx

My artistic practice has been shaped by both the experiences of lesbianhood and migration, experiences that have intricate social and political layers: I have a body that transits identities, contexts, realities andmeanings. I aim to work with and to find pride – politically, economically and socially- in my struggle and resilience: to give space to a celebration ofquestioning, otherness and difference. I approach different contemporary political subjects through the intimate, my intuition and my lived experience.

My working methodology is based in research: of materials, techniques, political and historical information and concepts. An investigation where I gather visual, textual and conceptual references, from the spaces Iinhabit (the domestic space and the city), from music, literature and visual art. I create a personal archive of knowledge that later is resignified and becomes part of a process of redistribution through the mediums of painting, writing, installation, music mixing, performance and video.

Meine künstlerische Praxis ist von den Erfahrungen des Lesbischseins und der Migration geprägt, Erfahrungen, die vielschichtige soziale und politische Ebenen haben: Ich habe einen Körper, der Identitäten, Kontexte, Realitäten und Bedeutungen durchläuft. Mein Ziel ist es, mit meinem Kampf und meinerWiderstandsfähigkeit zu arbeiten und darauf stolz zu sein – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich – unddem Hinterfragen, dem Anderssein und der Differenz Raum zu geben. Ich nähere mich verschiedenen zeitgenössischen politischen Themen über das Intime, meine Intuition und meine gelebte Erfahrung.

Meine Arbeitsmethodik basiert auf der Recherche: von Materialien, Techniken, politischen und historischen Informationen und Konzepten. Eine Untersuchung, bei der ich visuelle, textliche und konzeptionelle Referenzen aus den Räumen, die ich bewohne (dem häuslichen Bereich und der Stadt), aus Musik, Literatur und bildender Kunst sammle. Ich schaffe ein persönliches Archiv des Wissens, das später resigniert und Teil eines Prozesses der Neuverteilung durch die Medien Malerei, Schreiben, Installation, Musikmischung, Performance und Video wird.

Work: Under the Blue Sky of the Western World

The installation consists of the flag of Europe made of a garden tarp and of a star-happed piñata in front of it, and a screen with a video.

Arbeit: Die Installation „Under the Blue Sky of the Western World“ besteht aus der Europaflagge aus einerGartenplane und einer sternförmigen Piñata davor sowie einem Bildschirm mit einem Video.

“Social categories themselves are portrayed as coercive and unstable, and therefore opportunities for solidarity and play. Friendship is understood as a means and an end amidst unceasing violence -the bridge and the destination. It is racial capitalism that makes “a small group of men without color very rich” and keeps ruining the fun for everybody else.”

—Morgan Bassichis, introduction for “The Faggots and their Friends between Revolutions”, Larry Mitchell, 1977

Artists’ note:
Under the Blue Sky of the Western World is a fragment of the investigation I presented the 13th of October 2020, in the Beaux-Arts de Paris, France, as my MA graduation show.

For me and my siblings, the dream of migration, the promise of a better future, the Eurodream, always to be chased, was dreamt since we were children. With the help of a scholarship and from other family members, we studied in a French school where we received the education of the French national education ministry, we learned French, we graduated with a French high school diploma, despite not having a French drop of blood in our veins. Since I was little, I was made believe in the superiority of Europe, and internalised its ways.

I find myself four years later looking back at this investigation that unfortunately didn’t flourish as I intended due to the COVID-19 pandemic. I find in it a thread that I have followed through my work but not explicitly addressed: Friendship and Home.

This work is about colonialism and migration, its materials are an exploration of the aesthetic of Mexican birthday parties. There is struggle and a heavy historical and political context, but there is also familiarity and fun. This investigation is about community, how as migrants we laugh in the face of this History bigger than us that defines our lives. This is about joy, fun, a celebration of otherness and resistance and a mockery and deprivation of symbols. Yes, we are angry, but we’re also having fun and working towards building bridges to home.

Everything in Under the Blue Sky of the Western World was done with my friends. The twelve piñatas, the performances, even the defence of my MA was accompanied by them. I moved to Paris chasing love and a better future. I lived there for almost six years, and I left chasing another dream. I thought that perhaps the German grass was greener, and also moved for love.

Veddel is the neighbourhood where I am building a new home, and it is also for me the place where it makes sense to continue this kind of investigation.

September 2024

DEUTSCH

„Die sozialen Kategorien selbst werden als zwanghaft und instabil dargestellt, und damit als Möglichkeiten für Solidarität und Spiel. Freundschaft wird als Mittel und Zweck inmitten unaufhörlicher Gewalt verstanden – die Brücke und das Ziel. Es ist der Rassenkapitalismus, der „eine kleine Gruppe von Männern ohne Hautfarbe sehr reich“ macht und allen anderen immer wieder den Spaß verdirbt.

-Morgan Bassichis, Einleitung zu „The Faggots and their Friends between Revolutions“, Larry Mitchell, 1977

Anmerkung der Künstler:in:

Unter dem blauen Himmel der westlichen Welt ist ein Fragment der Untersuchung, die ich am 13. Oktober 2020 in den Beaux-Arts de Paris, Frankreich, als Abschlussausstellung meines Masterstudiums präsentierte.

Für mich und meine Geschwister war der Traum von der Migration, das Versprechen einer besseren Zukunft, der Eurotraum, dem wir immer hinterherlaufen mussten, schon seit unserer Kindheit ein Traum. Mit Hilfe eines Stipendiums und anderer Familienmitglieder besuchten wir eine französische Schule, in der wir die Ausbildung des französischen Bildungsministeriums erhielten, wir lernten Französisch, wir machten unser Abitur in Frankreich, obwohl wir keinen einzigen französischen Tropfen Blut in unseren Adern hatten. Von klein auf wurde mir die Überlegenheit Europas vorgegaukelt, und ich verinnerlichte seine Sitten.

Vier Jahre später blicke ich auf diese Untersuchung zurück, die aufgrund der COVID-19-Pandemie leider nicht so gediehen ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich finde darin einen roten Faden, den ich in meiner Arbeit verfolgt, aber nicht explizit angesprochen habe: Freundschaft und Heimat.

In diesem Werk geht es um Kolonialismus und Migration, seine Materialien sind eine Erkundung der Ästhetik mexikanischer Geburtstagsfeiern. Es ist ein Kampf und ein schwerer historischer und politischer Kontext, aber es gibt auch Vertrautheit und Spaß. Bei dieser Untersuchung geht es um Gemeinschaft, darum, wie wir als Migranten angesichts dieser Geschichte, die größer ist als wir und unser Leben bestimmt, lachen können. Es geht um Freude, Spaß, ein Fest der Andersartigkeit und des Widerstands sowie um Spott und den Entzug von Symbolen. Ja, wir sind wütend, aber wir haben auch Spaß und arbeiten daran, Brücken nach Hause zu bauen.

Alles in Under the Blue Sky of the Western World habe ich mit meinen Freunden gemacht. Die zwölf Piñatas, die Performances, sogar die Verteidigung meines Magisterabschlusses wurde von ihnen begleitet. Auf der Suche nach Liebe und einer besseren Zukunft bin ich nach Paris gezogen. Ich lebte dort fast sechs Jahre lang und verließ die Stadt auf der Suche nach einem anderen Traum. Ich dachte, dass das Gras in Deutschland vielleicht grüner ist, und zog ebenfalls der Liebe wegen um.

Die Veddel ist das Viertel, in dem ich mir ein neues Zuhause baue, und es ist für mich auch der Ort, an dem es Sinn macht, diese Art von Untersuchung fortzusetzen.

September 2024