Vortrag: Stefan Moos – Synagogenbau als Identitätsfrage

UNFAMILIAR TIES – HYPERCULTURAL CONVERSATIONS

Freitag, 29. September, 19 h.
Kunsthaus FRISE, Arnoldstraße 26, 22765 Hamburg

Als die Pariser Juden um 1850 die Möglichkeit hatten, eine Hauptsynagoge zu bekommen, die den Kirchenbauten der Zeit an Repräsentativität nahe gekommen wäre, favorisierte die Gemeinde eine unscheinbarere Variante. Ging es um Geld, Geschmack, Tradition?

Und: Was an dieser Frage kann für uns heute im Jahr 2017 interessant sein?

An diesem Abend führt Stefan Moos in die Situation ein und zeigt unterschiedliche Wege auf, sie zu betrachten. Einer davon ist, sie als einen typischen Fall zu begreifen, bei dem eine Minderheit in der „Gleichheitsfalle“ gelandet ist: Sie muss der Mehrheit beweisen, dass sie gleich genug ist, um auch entsprechend behandelt zu werden. So begibt sie sich in einen nicht endenden Prozess zwischen Anpassung und Abgrenzung. Doch die Mehrheit kann das Gleichsein der Minderheit nicht akzeptieren, wodurch es zur weiteren Ausgrenzung kommt. Dieser Mechanismus ist das Scharnier zu anderen Minderheitensituationen, beispielsweise der Entstehung des Rassismus in den USA nach dem Bürgerkrieg von 1865 wie auch zur nationalen Massenpanik angesichts von Burkini-bekleideten Frauen an einem Badestrand.

Der Abend soll Denk- und Gesprächsmöglichkeiten zum Thema ausloten und versteht sich, nach einer Einführung, als Forum, Fortsetzung angedacht.


Stefan Moos studierte Geschichte in Hamburg und Paris und im Anschluss Kunst an der HfbK. Während seiner Jahre mit Atelier in der Frise organisierte er das Jahresprogramm Rapid Rabbit – Beschleunigte Bildwelten (raprab.net)(2011).

Über Arbeiten im Bereich von Bild und Text, Installation und Ausstellung, kam zuletzt die Thematik der in Paris begonnenen Dissertation wieder in den Fokus: jüdische Identität im 19. Jahrhundert als Beispiel einer Minderheitengeschichte und Betrachtungen in der Jetztzeit.

Stefan Moos arbeitet in der SPIEGEL-Redaktion, im Atelier konzipiert er Bildarbeiten und forscht weiter am Thema.

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www.m-oos.de
www.frise.de

Mit freundlicher Unterstützung des Elbkulturfonds