NOW/HOW –
ZEITGENOSSENSCHAFT AM WASSER

Eine Chronologie (Auswahl)

„Endzeit? Es steht nicht gut um uns. Die Hoffnung, dass wir noch
einmal, und sei es um Haaresbreite, davonkommen könnten, muss als kühn bezeichnet werden. Wer sich die Mühe macht, die überall schon erkennbaren Symptome der beginnenden Katastrophe zur Kenntnis zu nehmen, kann sich der Einsicht nicht verschließen, dass die Chancen unseres Geschlechts, die nächsten beiden Generationen heil zu überstehen, verzweifelt klein sind. Das eigentümlichste an der Situation ist die Tatsache, dass fast niemand die Gefahr wahrhaben will. Wir werden daher, aller Voraussicht nach, als die Generation in die Geschichte eingehen, die sich über den Ernst der Lage hätte im Klaren sein müssen, in deren Händen auch die Möglichkeit gelegen hätte, das Blatt noch in letzter Minute zu wenden, und die vor dieser Aufgabe
versagt hat. Darum werden unsere Kinder die Zeitgenossen der
Katastrophe sein und unsere Enkel uns verfluchen – soweit sie dazu noch alt genug werden“. Hoimar vom Ditfurth, „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“, 1985

Bereits 1985 wird nachdrücklich auf die Notwendigkeit der Transformation von weltweitem sozialem, ökonomischem und ökologischem Handeln zum Erhalt des Globus als ein Ökosystem für eine nachhaltige und gerechte Welt hingewiesen. „So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“ war eine hoffnungsvolle Anleitung für einen Wandel, der sich bereits damals als unabdingbar darstellte. Wichtige Themen für diese Transformation handlungsleitend sein: Ungleichheit in der weltweiten Verteilung von Ressourcen, ein wachsendes Gefälle von Armut und Reichtum, Hunger, Totalitarismus, Anstieg von Nationalismen, weltweite Kriege, Vertreibung, Migration und nicht zuletzt die Klima-Krise. Der notwendige Wandel entbehrt seit den 80ern der gewünschten Konsequenz im politischen Handeln.


AUSWAHL QUELLEN /CHRONOLOGISCH

DIE GESCHICHTE DES HAMBURGER HAFENS – Das Jahr 1189 gilt als die Geburtsstunde des Hamburger Hafens. Mit einer gefälschten Urkunde ließen sich die findigen Hanseaten wichtige Privilegien zusichern. Mit dem Beitritt zur Hanse begann der Aufstieg zu einem der größten Häfen Europas. Später wurde der Hafen fortlaufend erweitert. Heute ist er noch immer der wirtschaftliche Motor der Stadt, nur bestimmen jetzt Container und Kreuzfahrtschiffe das Bild.

BUNTHÄUSER SPITZE – An der Bunthäuser Spitze (Elbestromkilometer 609) teilt sich die Elbe für etwa 15 Kilometer in die Norder- und Süderelbe und bildet ein Binnendelta. Die beiden Elbarme umschließen die Elbinseln mit den heutigen Stadtteilen Wilhelmsburg, Veddel, Kleiner Grasbrook und Steinwerder. Die Süderelbe war der Hauptarm der Elbe und führte das meiste Wasser. Damals verteilte sich die Wassermenge zu Ungunsten Hamburgs, es entfielen ca. 65% auf die Süderelbe und nur 35% auf die Norderelbe.
1870/71 wurde ein Damm gebaut, der fortan die Wassermengen der Elbe gerecht aufteilen sollte. Im 1. – 3. Köhlbrandvertrag zwischen Hamburg und Preußen wurde das Ziel der Regulierungsarbeiten mit dem Bunthäuser Leitdamm mit einer gleichmäßigen Teilung der abfließenden Wassermenge festgelegt.


CLUB OF ROME – 1968 wurde der Club of Rome, ein Zusammenschluss von Experten verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern, gegründet. Die gemeinnützige Organisation setzte sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Mit dem 1972 veröffentlichten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ kam der Club of Rome weltweit in den Diskurs. Er setzt sich seitdem für nachhaltige Entwicklung und den Schutz von Ökosystemen ein. Bis 2008 war der Sitz der Organisation in Hamburg und wurde nach Winterthur in die Schweiz verlegt.


HERBERT GRUHL – Als Autor erlangte Herbert Gruhl durch sein 1975 erschienenes Buch „Ein Planet wird geplündert – Die Schreckensbilanz unserer Politik“ größere Bekanntheit und brachte als damaliges Mitglied der CDU eine Diskussion in die Mitte der Bonner Republik.


JOSEPH BEUYS – DAS GESAMTKUNSTWERK FREIE UND HANSESTADT HAMBURG Das „Gesamtkunstwerk Freie und Hansestadt Hamburg“ war ein von Joseph Beuys (1921–1986) im Rahmen des von der Stadt Hamburg 1983 initiierten Wettbewerbs Stadt-Natur-Skulptur geplantes Projekt. Es war angelegt als Notrettung des zerstörten Stadtteils Altenwerder und der dort mit giftigem Elbschlick aufgehäuften Spülfelder. Zugleich sollte es einen Prozess der radikalen Umgestaltung des gesamten Hamburger Stadtstaates einleiten. Durch ein Veto des damaligen Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi wurde das Projekt im Juli 1984 gestoppt und nicht realisiert.


TILL KRAUSE – „FREIE FLUSSZONE SÜDERELBE“ „Freie Flusszone Süderelbe“ ist ein Kunst- und Forschungsvorhaben der Galerie für Landschaftskunst zur Neubestimmung eines Landschaftsraumes. Bei Hamburg spaltet sich die Elbe für einige Kilometer in zwei Arme, beide sind zu kanal-ähnlichen Schifffahrtsstraßen umgebaut. Wäre es angesichts dieser Doppelung möglich, einen Teil des einen Arms aus der ökonomischen Nutzung zu lösen? Was würde dann hier geschehen und welch ein neuartiger Stadt- und Landschaftsraum könnte sich entwickeln? Der etwa sieben Kilometer lange Abschnitt der Süderelbe zwischen Elbbrücken und Bunthäuser Spitze wird zur Freien Flusszone erklärt. Das Projekt wurde 2011 von Till Krause initiiert und entwickelt gemeinsam mit vielen Beteiligten in Aktionen, Kunst und wissenschaftlicher Forschung die Idee von einem neuen Fluss- und Stadtraum.


DIE FLUTKATASTROPHEN VON 1962 UND 2021 – Der 60. Jahrestag der Flutkatastrophe von 1962 auf der Elb-Insel Wilhelmsburg war in diesem Jahr für viele ein Jubiläum von besonderer Bedeutung. Die historischen Filmaufnahmen und Fotografien sind vielen, die in Hamburg großgeworden sind, geläufig. Diese Bilder wurden in ihrer emotionalen Wirkung durch die Sommerflut im Ahrtal 2021 aktualisiert und geben einen drastischen Ausblick, was Klimawandel als Konsequenz bedeuten kann.