EINLADUNG ZUR ERÖFFNUNG DER VIDEO-AUSSTELLUNG
Donnerstag, 12. August, 21:00 Uhr
Mit:
KOOS BUIST, GRONINGEN
XIN CHENG, TAIPEH/AUCKLAND
WOLFGANG OELZE, HAMBURG
ADNAN SOFTIĆ, BERLIN/HAMBURG
CHRISDIAN WITTENBURG, HAMBURG
ZUSAMMENGESTELLT VON MICHAEL KRESS
VORTRAG VON HEIDI SALAVERRÍA
12. bis 15. August 2021
von Sonnenuntergang bis Mitternacht
HYCP VEDDEL SPACE Sieldeich 36, 20539 Hamburg www.hyperculturalpassengers.org
KOOS BUIST
Koos Buist (geb. 1984, Groningen, Niederlande) wuchs auf dem Land zwischen den Deichen in der Nähe von Ezinge auf. Hier wurde der Grundstein für seine Liebe zur Arbeit mit, in und für die Natur gelegt. Mit Installationen und Filmen sucht er vom Makro zum Mikro nach neuen Perspektiven zwischen Natur und Kultur.
SLOOT
Der Film zeigt Unterwasserlandschaften von Gräben in der Landschaft rund um Groningen und die darin lebenden ‘Mikro’-Organismen. Indem Koos Buist diesen Kleinstlebewesen eine Stimme gibt, entwickelt sich eine Geschichte, in der mythologische, theologische und philosophische Verbindungen zwischen einer alten Kulturlandschaft und der ursprünglichen Natur hergestellt werden.
Der Film ‘SLOOT’ (40 Minuten) wird in voller Länge in verschiedenen Ausstellungen und auf Filmfestivals gezeigt. Während des “Noordelijk film festival” erhielt er den “Noorderkroon award” für den besten Spielfilm 2016.
XIN CHENG – TAIPEH/AUCKLAND
Xin wurde 1983 in Kunming, China, geboren und zog 1996 nach Neuseeland. Sie studierte Biologie und Psychologie an der Universität von Auckland, bevor sie die Kunstschule besuchte, wo sich ihr “die Möglichkeiten des Gehens, Machens und Sehens” eröffneten. Ihre diskursive und forschende Arbeitsweise umfasst eine Reihe von künstlerischen Praxen wie Spaziergänge, Recherchen, Workshops, Zusammenarbeit, Improvisationen, Veröffentlichungen, Möbelherstellung und Wohnen.
In einer Welt der Überproduktion und des Konsums reflektiert Xin Cheng über Gesellschaft und Verschwendung. Xin Cheng ist fasziniert von den behelfsmäßigen, improvisierten Kreationen von Menschen, die kleine, technisch einfache Verbesserungen im täglichen Leben vorgenommen haben und erforscht in ihren Arbeiten Ideen zu den Themen Nachhaltigkeit, Somatik und Kunst als soziale Praxis. Xin Cheng möchte Kunst aus den traditionellen Galerien herausholen und in den Sozialraum hineintragen. Sie hat zahlreiche Feldforschungen betrieben (Erforschung des alltäglichen Einfallsreichtums von Nichtfachleuten) und Gemeinschaftsprojekte in Kambodscha, Taiwan, Korea, Japan, der Tschechischen Republik, Italien, der Schweiz, Schweden, Deutschland, Mexiko und Neuseeland initiiert.
Seeing Like A Forest
Was wäre, wenn wir unsere Umgebung genauso betrachten, wie Waldbewohner mit ihrer Umwelt umgehen? Welche Spalten und Nischen, unbekannte Genüsse, materielle Spuren von Aktivitäten könnten wir entdecken? Welches lokale Know-how und welche eigentümlichen Geschichten würden sich entfalten?
Geschichten vom alltäglichen Einfallsreichtum zwischen Hamburg und dem asiatisch-pazifischen Raum.
Xin Cheng, 2019
Einkanal-HD-Digitalvideo, Farbe, Ton, Dauer 34 Min. 31 Sek.
Kamera: Jesús Pulpón
Kalligraphie: Wigger Bierma
Mit Dank an Creative New Zealand
WOLFGANG OELZE
Wolfgang Oelze studierte Bildende Kunst an der HfbK und war 2019 Kurator
der Video-Ausstellung “Fuzzy Dark Spot” in der Sammlung Falckenberg in
Harburg. Seine Videos umkreisen programmatisch das Undeutliche oder
Unterirdische in medialen und digital geprägten Bildwelten. Qualm und
Höhlen verweisen in seinen Arbeiten auf nebulöse oder verschüttete
Zusammenhänge, die der Entschlüsselung harren.
Visite #1
Der Blick der Kamera folgt dem Verlauf einer räumlich gedrehten Acht und zeigt verschiedene Segmente eines jungen Waldes, der versteckte Spuren einer jüngeren Geschichte aufweist. Die Konflikte um diesen Bereich im Wald bezogen sich auf einen hier unsichtbaren Ort im Untergrund, nämlich ein darunter liegendes Tunnelsystem. Der sichtbare Waldboden ist stellenweise von einer unerwarteten, hellen Sandschicht bedeckt, die von Archäologen aufgebracht wurde. In der Nähe von Gorleben in Niedersachsen sollte in einem ehemaligen Salzbergwerk ein Atommüllendlager errichtet werden. Der Widerstand dagegen war immens, und an der Stelle einer Probebohrung entstand 1980 ein Hüttendorf, die Freie Republik Wendland. Das Protestcamp wurde nach einem Monat von der Polizei gewaltsam geräumt. Im Jahr 2018 wurden archäologische Ausgrabungen durchgeführt, um die Geschichte des Camps und seiner Auflösung zu rekonstruieren.
ADNAN SOFTIĆ
Adnan Softić (* 1975 in Sarajevo, Jugoslawien) ist ein bildender Künstler, Autor und Regisseur. Softić studierte Film und Ästhetische Theorie an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo er auch als Gastprofessor für Film, sowie als Vertretungsprofessor für Zeitbezogene Medien unterrichtete.
In seinen Werken befasst sich der Künstler mit historischen und erinnerungspolitischen Themen. Adnan Softić arbeitet interdisziplinär, wobei er die Verhältnisse zwischen Architektur und Gewalt, Narration und Exil untersucht und sich mit Exterritorialität, Unsichtbarkeit sowie postkolonialer Kritik auseinandersetzt. Seine künstlerische Vorgehensweise bezeichnet er in den ersten Arbeiten als „Posttraumatische Unterhaltung“, die es sich zum Ziel macht unvereinbare Perspektiven zusammenzuführen.
LIKE WATER UNDER THE BRIDGE
Eine Einstellung, ein Blick aus dem Fenster auf eine Fußgängerzone. Hinter dem Fenster sitzen eine Frau und ein Mann in einem Café und plaudern vor sich hin. Wer sind wohl all diese Menschen, die vor dem Schaufenster vorbeigehen?
Ein Scheinwerfer, aufgestellt wie eine Straßenlaterne, leuchtet mitten auf den Gehweg. Alle Passanten, die unter dem Licht erscheinen, werden für zwei bis drei Sekunden aus der Masse hervorgehoben, um wieder zu verschwinden. Indies, Yuppies, Ausländer, Kinder, alte Menschen, Punks, Touristen…Assoziationen werden aufgerufen, aber man vergisst sie gleich wieder, weil immer neue auftauchen. Viele Zufälligkeiten.
Wir hören die Geräuschkulisse eines Kaffeehauses, leise Musik und ein Gespräch: eine Frau und ein Mann kommentieren – vielleicht aus Langweile – die vorbeigehenden Menschen. Erst äußern sie ganz harmlose Beobachtungen, schließlich kommt die Hauptprotagonistin auf ihr Thema zu sprechen: Wie kann man einen Heckenschützen erkennen noch bevor er seine Tat beabsichtigt hat?
Der Film ist eine Miniatur, gewidmet dem Alltag einer ehemaligen Kriegsmigrantin. Böse Erfahrungen aus einer anderen Welt finden sich beinah willkürlich und überall wieder. Und dazu kommt noch die große Frage: Wie, wann und mit wem soll sie darüber sprechen? Dieses Problem des Nicht-darüber-sprechen-Könnens kennzeichnet nicht nur das Leben von Kriegsmigranten, sondern vielmehr das von traumatisierten Menschen im Allgemein.
CHRISDIAN WITTENBURG
Fortlaufend künstlerische Praxis im Banne des bürgerlichen Kunstbegriffs und aktionistische Praxis in Folge eines erweiterten Kunstbegriffs. Unter anderem jährliche Veranstaltung des Filmtages „ROLLIWOOD“, bei dem ein Filmprogramm von selbstproduzierten und anderen Filmen zum Thema „Behinderung“ gezeigt wird und Besuch von Hamburger Grundschulen mit Rollstühlen um Berührungsängste abzubauen.
Seit 2020 verfolgt Chrisdian Wittenburg den „Aktionsplan barrierefreie Kulturorte Hamburg“. Das Ziel ist, an 11 Orten des kulturellen Lebens der Stadt konkrete Verbesserungen zu bewirken. „Liftboy“ ist eine Performance, die vor den Galerien der Admiralitätstraße wiederholt wird bis Verbesserungen erreicht wurden – eventuell darüber hinaus.
https://aktionsplan.ute-ev.de/
https://vimeo.com/user24028379
LIFTBOY
Der Film zeigt die Performance „Liftboy“. Er begleitet Menschen mit Mobilitätseinschränkungen während des Besuchs der Galerien der Admiralitätstraße.
Mit freundlicher Unterstützung
der Behörde für Kultur und Medien Hamburg
und dem Bezirksamt Hamburg Mitte