Seit 2014 liegt der UNESCO in Paris der Antrag Italiens vor die Pizzazubereitung als immaterielles Weltkulturerbe eintragen zu lassen.
Wie die Franzosen, die sich ihre „Cuisine Francaise“ bereits 2010 als Weltkulturerbe anerkennen lassen haben, kämpfen nun auch die Italiener um die Erhaltung ihrer kulinarischen Traditionen. Fusion Food, Fast Food, die Lebensmittelindustrie an sich und rasch wechselnde Moden werden als Gefährdung dieser Traditionen wahrgenommen.
Allerdings verbergen sich hinter den Ängsten um den Traditionsverfall wohl auch größtenteils wirtschaftliche Interessen, die beispielsweise bestimmte Zutaten wie den Mozzarella umfassen – der ja laut Volksmeinung von einer „typisch“-italienischen Pizza nicht wegzudenken ist.
Angemerkt sei in diesem Zusammenhang allerdings, das uns beim Besuch einer italienischen Speisegaststätte in Deutschland beim Wort Mozzarella eher ein fader Schauer über den Rücken fährt, als das uns vor Vorfreude milchiges Wasser im Munde zusammenläuft.
Wenn sich Italien nun die Autorenschaft an der Pizzazubereitung zu sichern sucht, um auf einer Tradition zu beharren, entfernen sich die „Südeuropäer“ von der symbolischen Bedeutung eines Weltproduktes, das sich ideal als Blaupause für Hans Begriff der Hyperkulturalität nutzen ließe.
Verschmelzen beim herzhaft belegten Hefeteigfladen doch je nach Belag, die Grenzen der jeweiligen Kulturen mehr denn je (#dönerpizza).
Der Hanschen Ent-ortung sogenannter „Fusion Foods“ (also der Verschmelzung mehrerer Kochstile) wäre mit dem Weltkulturerbe-Stempel ein Riegel vorgeschoben – „Kultur“ und „Hyperkultur“ stünden sich vermeintlich unvereinbar gegenüber. Den Versuch der Traditionalisierung und der damit einhergehenden Ausgrenzung (Pizza vs Nicht-Pizza) wollen wir zum Anlass nehmen, die Pizza als Symbol eines kulinarischen Hyperraums zu erweitern. Wichtig ist hierbei das „Produkt“ Pizza erstmal als das zu verstehen was es ist. Im vermeintlichen Mutterland der Pizza (Italien!) gehen wir für zehn Tage der Frage nach, ob ein Teigstück hyperkulturell erfassbar ist, oder wir uns an Hand dessen zumindest dem Hanschen Hyperkulturalitäts-Beispiel „Fusion Food“ annähern können. Ähnlich wie Sprache, beinhaltet die Zubereitung von Nahrung traditionelles Wissen, was in seiner Anwendung vermittelt und somit bewahrt wird.
Kochen ist Kommunikation und die besten Gespräche führt man bekanntlich in der Küche. Diese kulinarischen Gespräche wollen wir mit italienischen Pizzaioli führen, ihr kulinarisches Vokabular aufnehmen und unseren Wortschatz erweitern. In der Hoffnung auf das Erlernen einer neuen Sprache. Am Abschluss unserer Forschungsreise soll ein Artist-Diner stehen, bei dem die von uns gebackene „Pizza“ dann vielleicht nicht mehr Pizza heißt. Ende 2017 entscheidet die UNESCO übrigens über den Antrag Italiens.
Carsten Benger
Oktober 2006 bis Februar 2012 Studium an der HFBK-Hamburg,
bei Matt Mullican und Jeanne Faust
Abschluss Diplom
2007/2008 TAIK – Helsinki (University of Art – Helsinki)
Ausstellungen:
2017
Kunstverein Harburger Bahnhof – mit Galerie BRD Galerie Mattias Jahn, München – mit Galerie BRD
2016
Kunstverein Harburger Bahnhof „Jahresgaben“ Galerie im Marstall „Ion Dam“ mit Philip Gaißer Kunstverein Harburger Bahnhof „Sequenzen aus 50 Millionen Konstellationen“ Künstlerhaus FRISE „no matter what your current state is – it could be better“
2015
Kunstverein Leipzig, „everyone is unique – you most of all“ mit Galerie BRD Goethe Institut „Incertitudes“, Paris All tomorrows past, Kunsthaus Hamburg
2014
Kunstverein Düsseldorf – „Yesterday Paradise“ – mit Zillig und Osterried Galerie Dorothea Schlüter – „Das Gespenst in der Maschine“ – mit Galerie BRD Künstlerhaus Frise – „Now“ – mit Katja Lell u.a, Hamburg 53 Portraits – Feinkunst-Krüger, Hamburg
2013
Bonnefanten Museum – Maastricht Biennale JCE / Paris 2012 NGBK – Berlin Plakatausstellung Bewerberinnen und Bewerber für das 33. Arbeitsstipendium (Hamburg)
2011
Schute – Ausstellungsprojekt Klasse Jeanne Faust und Klasse Peter Piller, Hamburg – Leipzig Don‘t read Books, Gruppenausstellung, Künstlerhaus FRISE, Hamburg 254 Grand Street – NY, Gruppenausstellung Klasse Mullican, NY 2010 Helsinki City Art Museum, Helsinki (Finnland) Einstellungsraum-Wandsbek, Hamburg 2009 MARTA Herford – „hier und anderswo“, Herford
Publikationen:
2016 It‘s all about entertainment No matter what you current state is –
deal with it – Künstlerbuch
2015 No matter what you current state is – it could be better – Künstlerbuch
2014 The Sound Of Disappointment – Künstlerbuch
2013 But Mr. Benger, Where Is The Work?, ATP-Bahrenfeld, Hamburg
2009 The Helsinki School Vol.3 – Young Photography by TAIK – Hatje/Cantz
Projekte:
Galerie BRD mit Steffen Zillig, Christin Kaiser, Dominic Osterried,
Katja Aufleger u. a.
ATP-Bahrenfeld – mit Philip Gaißer und Niklas Hausser
Stipendien / Preise:
2016 Artist in Residency StudioF, Künstlerhaus Hamburg
2015 35. Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst
2013 Projektförderung – Künstlerbuch – Kulturbehörde Hamburg
2011 Diplomstipendium der Ditze-Stiftung, Hamburg (bis Februar 2012) 2007/2008 Projektstipendium der Ditze-Stiftung, Hamburg
Niklas Hausser (*1980)
Ausstellungen
2015
„Ursa Major“ – Kunstverein Hamburg (E)
2014
„You Are What You Wear“ mit Philip Gaißer – artplosiv Galerie, München (E) – „Der Rausch geht, das Rauschen bleibt“ – ATP Bahrenfeld, Hamburg (E) – „JJH“ – 8. Salon, Hamburg (G)
„Endgame“ – Kunsthaus Hamburg (G)
2013
„Catch & Release“ – Plaza Athénée, Bangkok, Thailand (E)
„I Could Be a Ninja, but I Am Oil“ mit Philip Gaißer, Arthur Boskamp-Stiftung M1, Hohenlockstedt (E) – „Sun Pictures“ – ATP Bahrenfeld, Hamburg (E)
2012
„Bewerber für das Arbeitsstipendium für bildende Kunst 2013“ – Kunsthaus Hamburg (G)
Was stand da?“ mit Philip Gaißer – Galerie Genscher, Hamburg (G)
2011
„One Tree Two Colors“ mit Philip Gaißer, Galerie Jo van de Loo, München (E)
Edition „Kaktusfeige, März 2011“ anlässlich der Ausstellung im Künstlerhaus Sootbörn, Hamburg (G)
2010
„Keine Entfernungen zu überwinden zwischen Fragesteller und Antwortgeber“ mit Philip Gaißer und Till Meger le – Kunstverein Harburger Bahnhof, Hamburg (E)
„Bonneville“ – Die Reliktion – Golden Pudel, Hamburg (E) –
„Chain Of Command“ – Diplomausstellung HFBK, Hamburg (E)
„Zu Fuß“ – Frappant, Hamburg (G)
2009
Ressort für serielle TASTEPRODUCTIONS, Hamburg (G) –
„Photo Phänomenale 09“ – Reliktion – Golden Pudel, Hamburg (G)
Stipendien & Förderungen
2016 Programmförderung der Kulturbehörde Hamburg
2014 Arbeitsstipendium für bildende Kunst der Stadt Hamburg
2014 Hamburger Kunstbeutel
2014 Projektförderung des Bezirkes Altona für die Ausstellungsreihe ATP Bahrenfeld
2012 Projektförderung Andrea-von-Braun-Stiftung
2011 Projektförderung Hamburgische Kulturstiftung und der Kulturbehörde Hamburg
2010 Projektförderung des Freundeskreises der HfBK e.V.
2009 Reisestipendium der Karl H. Ditze Stiftung – Reiseland: Ecuador
2013 Gründung des ATP Bahrenfeld, independent in-studio-exhibition space und artist-book-press (mit Philip Gaißer & Carsten Benger) Niklas Hausser