ELSA UNRAU & OLIVER ROSS
Ausstellungs-Eröffnung
24.09.2025, 19.00 h
Ausstellung: 25.09. bis 05.10.2025
Öffnungszeiten: Fr. 16.00–20.00 h
Sa. und So. 14.00–18.00 h
und nach Absprache
HyCP Veddel Space
Sieldeich 36
20539 Hamburg
www.hycp.org
Kunst hat mit Vergangenheit zu tun: Kunst kämpft gegen Vergangenes an und/oder schöpft daraus. Vergangenheit ist die schöne Kindheit, birgt aber auch Traumata. Sentimentalität und Verdrängungsarbeit.
Einige gemalte Bilder meiner Großmutter mütterlicherseits zeigen Landschaften. Ich kann nicht anders, als diese auch psychologisch zu lesen. Ich fische dabei im Trüben, wenn ich feststelle, dass das, was in der eigenen Kunst arbeitet, mit diesen Bildern zu tun hat; denn das vermeintliche Trauma, das sich in diesen Landschaften ausdrückt, hat sich über meine Mutter in abgewandelter Form auf mich vererbt.
In dem Landschaftsbild, das in der Ausstellung Unrau im hycp im Original und als vergrößerte Tapete gezeigt wird, sehe ich ein raues und detailliertes Bild einer Erfahrung der Entfremdung: eine Kriegslandschaft mit verbrannten Bäumen und blutroten Ebenen, in der Mitte liegt ein Tümpel, oder vielmehr eine Pfütze als ein seltsamer Seelenfleck. Man ahnt nichts Gutes hinter dem Horizont, auch wenn über den Bergen der Himmel cyanfarbig blau erscheint. Meine Oma war während des Dritten Reichs eine junge Frau und dann am Ende des Kriegs mit ihren vier Kindern, eines davon, meine Mutter, als Vertriebene auf der Flucht. Auch wenn sie diesbezüglich nie Ressentiments äußerte, war es doch sicher eine schwere Erfahrung.
Die genauen Ursachen von Traumata lassen sich nicht bewusst machen, man sagt, ein wiederholendes mentales Durchleben der belastenden Situation kann zur emotionalen Bewältigung der einst erlittenen Angst beitragen. Hat das meine Großmutter mehr oder weniger bewusst mit ihrer Malerei getan? So wie viele Künstler der unmittelbaren Nachkriegszeit dies taten? Kann Kunst das leisten: den Horizont des Vergangenen, der uns negativ bestimmt, auf eine befreite Zukunft hin öffnen?
Oliver Ross

Mit freundlicher Unterstützung der
Behörde für Kultur und Medien Hamburg/
und dem Bezirksamt Hamburg Mitte